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12. Dezember 2024

„Mama Wendi“ holt sich Verstärkung für ihr Afrika-Projekt

 „Mama Wendi“ wird sie genannt, Schneidermeisterin Reinhild Wendl aus Obervellach. Seit vielen Jahren ist die 84-jährige im „Unruhestand“ und hat in Tansania eine Schneiderinnen-Berufsschule für junge Massai-Frauen aufgebaut, die mittlerweile zu den besten des Landes gehört. Im Spätherbst besuchte sie wieder mit einer Reisegruppe ihre afrikanischen Freunde, um nach dem Rechten zu sehen und die neueste Kollektion nach Kärnten zu holen. „Willkommen Mama Wendi in der Massai Lodge“, hieß es bei der Ankunft, doch nicht zum Ausruhen…

Natürlich durfte bei einem richtigen Afrika-Trip ein Abstecher ins Wilde Afrika nicht fehlen.

Anstatt mit der Reisegruppe am Moshi-Wasserfall-Programm teilzunehmen, stand Reinhild Wendl wieder von 9 bis 18 Uhr in der Schneiderwerkstatt mit ihren Frauen und Mädchen, sie unterrichtete, kontrollierte und bastelte an neuen Modellen. Diese sollen dann beim nächsten Verkauf in Kärnten so manches Frauenherz erfreuen. „Dafür bin ich ja schließlich da, um den Frauen Arbeit zu geben“, sagt die umtriebige Obervellacherin und plant schon ihren nächsten Afrika-Aufenthalt. Ende März 2025 soll es wieder nach Tansania gehen. Interessierte sind stets willkommen mitzufliegen. Mit leeren Händen reist Mama Wendi nie nach Tansania. Diesmal waren es ganze 22 Spendenkoffer, die sie mit der Reisegruppe ins Massai-Land mitbrachte – „eine Meisterleistung im Packen und Transportieren, aber auch im rechtzeitigen Verteilen“, wie sie sagt. Viel Arbeit wartete. Stoffe wurden eingekauft und die Reisegruppe bekam (fast) alle Projekte des Sozialprojektes Afrika Amini Alama zu sehen, die seit 2009 aufgebaut wurden: Klinik, Schulen, Werkstätten und natürlich auch die Berufsschule, die für Reinhild Wendl ein Herzensprojekt ist.

Mit einer Nähmaschine in die Selbstständigkeit

Der krönende Abschluss der Herbstreise war die Zeugnisübergabe an die zehn Mädchen, die heuer ihre Ausbildung zur Schneiderin abgeschlossen haben. Für die Schneidermeisterin jedes Mal ein freudiges Highlight ihrer regelmäßigen Besuche. Es wird getanzt, gesungen und die selbst entworfenen Modelle werden stolz bei der Modenschau präsentiert und bewundert. Drei der besten Schülerinnen erhielten auch heuer wieder eine Nähmaschine, um sich gleich nach der Ausbildung selbständig machen zu können. Berührend waren die Worte von Schulleiterin Gladys bei der offiziellen Abschlussfeier: Sie berichtete von den beiden Mädchen, die im letzten Jahr Nähmaschinen gesponsert bekamen. Beide arbeiten bereits selbständig und erhalten regelmäßig Aufträge.

Wie alles begann

Es war 2011, als das Sozialprojekt „Africa Amini Alama“ der Wiener Medizinerin DDr. Christine Wallner um eine Nähwerkstatt für Massai- und Meru Frauen (die beiden dort vertretenen Ethnien) erweitert wurden. Das Projekt ist durch den Einsatz von Reinhild Wendl beständig gewachsen - von einer Werkstatt zu einer staatlich anerkannten und führenden Berufsschule. Das Ziel dahinter: vor allem junge Frauen in schwierigen Lebenssituationen sollen durch die Berufsausbildung mehr Selbstständigkeit und eine reale Zukunftschance bekommen. Zwei Jahre dauert die Schneiderinnen-Ausbildung. Mit dem anerkannten Abschlusszeugnis in der Tasche können sie eigenständig für ihren Lebensunterhalt sorgen, anstatt, wie sonst weit verbreitet. früh von ihren Vätern verheiratet zu werden. Die Ausbildung führt oftmals in eine kleine Selbstständigkeit mit einer kleinen Nähwerkstatt oder einer Anstellung als Näherin.

Nächste Generation gesichert

Mindestens zwei Mal jährlich besucht Reinhild Wendl die Berufsschule in Tansania. Genauso wenig, wie sie mit leeren Händen ankommt, geht sie wieder mit leeren Händen – im Gepäck nach Österreich hat sie wieder verschiedenste Kleider und Kollektionen von ihren Schneiderschülerinnen, die sie in ihrer ehemaligen Boutique in Obervellach verkauft (jeden Montag ist Reinhild dort anwesend). Mit dem Erlös wird die weitere Ausbildung der jungen Massai- und Meru Frauen finanziert.  Auch darüber, wie es in Zukunft mit ihrem Berufsschul-Projekt weitergehen soll, hat sich Reinhild Wendl Gedanken gemacht. Ein Lichtblick und eine Freude für die Mölltalerin ist das Interesse der Höheren Leeranstalt für Wirtschaft und Mode – der WI’MO Klagenfurt -, die auf ihr Afrika-Projekt vor gut einem Jahr aufmerksam geworden ist. Bei einem dreiwöchigen Aufenthalt im Juni halfen die Klagenfurter Schülerinnen und Studentinnen der Schneiderei den Afrikanischen Schülern beim Zeichnen und Entwerfen ihrer Modelle. Nicht nur der kulturelle Austausch habe beiden Seiten viel Freude bereitet, auch die Qualität der Modelle habe sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Im August 2025 werden wieder drei Schülerinnen der Klagenfurter Modeschule gemeinsam mit der Fachvorständin FOL Edith Posch nach Tansania reisen, um mit den Massai- und Meru Mädchen das Schnittzeichnen zu erlernen. Unter ihrer Leitung wird sogar der erste Schnitt-Zeichenunterricht in Tansania erfolgen. „Die Idee, sich junge Verstärkung zu holen, trägt Früchte“, freut sich „Mama Wendi“.

Wer die Schneiderinnen-Berufsschule von Reinhild Wendl beim Ankauf von Nähmaschinen mit einer Spende unterstützen möchte kann dies tun unter: Africa Amini Alama, Stichwort Nähmaschine, IBAN AT74 3941 2000 3193 8905.