Sie ist keine gewöhnliche Touristin in Afrika. Reinhild Wendl aus Obervellach wird von ihren „Schützlingen“ in Tansania zärtlich „Mama Wendi“ genannt und das nicht ohne Grund. Die pensionierte aber umtriebige Schneidermeisterin verhalf durch ihr Engagement vielen Massai-Mädchen zu einer Ausbildung und damit zu Chancen, die sie sonst nicht gehabt hätten. Mit ihrer Reisegruppe stattete sie ihren afrikanischen Freunden wieder einen (arbeitsreichen) Besuch ab – und es wartete eine besondere Überraschung...
Seit über eineinhalb Jahrzehnten gibt es im Rahmen des Afrika-Hilfsprojektes Africa Amini Alama (eher ein Projekt zur Selbsthilfe) auch eine Berufsschule für Schneiderinnen in Tansania. Dahinter steckt die besagte Schneidermeisterin aus Obervellach. Zwei Mal im Jahr besucht Reinhild Wendl eben diese Schule im Massai-Land, um nach dem Rechten zu sehen, die neue Kollektion zu begutachten und nach Österreich zu holen. Gerne wird die über 80-Jährige bei ihrer Reise auch von Unterstützern und Afrika-Freunden begleitet, so auch in diesem Frühjahr, wo sie mit ihrer Reisegruppe nicht nur auf Safari ging.
Große Überraschung
Ihre Reisegruppe kann „Mama Wendi“ kaum zurückhalten, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hat, noch einmal in ihre Frauengruppe zu gehen, um noch die letzten Modelle fertig zu schneidern. Das war diesmal aber für eine kurze Zeit notwendig, denn die Mädchen und Frauen aus Tansania hatten für ihre „Wendi“ eine besondere Überraschung vorbereitet: Fünf Lehrerinnen und 31 Schülerinnen aus ihren Lehrgängen waren nämlich in die Massai-Lodge angereist und wollten alle Teil der Überraschung sein und es sollte einer der berührendsten Momente dieser Afrika-Reise werden: Zum ersten Mal haben sich an diesem Tag Mädchen aller Jahrgänge getroffen, um von ihrem Werdegang und ihren Erfolgen als junge Schneiderinnen zu berichten. Die Darbietungen der Massai-Krieger wurde schließlich von den Gesängen der jubelnden Frauen abgelöst – und schon war „Wendi“ von den Mädchen umringt, Tränen in den Augen. Eine große Überraschung für die Mölltalerin.
Manche sind schon selbstständig
„Manche der ehemaligen Schülerinnen haben bereits eine Familie, andere sparen auf ihre eigene Nähmaschine hin, wieder andere haben sich bereits eine kaufen können. Die meisten mieten sich einen Raum, um dort ihrer Arbeit nachzugehen“, berichtet Reinhild Wendl glücklich. Um den Frauen und Mädchen weiter zu helfen, wurde auch ein Mikrokredit-Fonds eingerichtet, aus dem die Schülerinnen sich für sechs Monate zinsfrei Geld ausborgen können, um Stoffe oder vielleicht auch eine Nähmaschine vorzufinanzieren. Auch haben die Absolventinnen eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet – ein „Alumni-Forum“ sozusagen. Der Name der Gruppe? Natürlich heißt diese „Mama Wendi“! Schon im November macht sich die Schneidermeisterin wieder auf den Weg nach Afrika. Wer übrigens etwas zur Berufsausbildung der Mädchen beitragen möchte, es wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet (Africa Amini Alama, IBAN: AT74 3941 2000 3193 8905, BIC: RZKTAT2K412).