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23. Januar 2025

Plöcken-Sperre kostete schon zwei Mio Euro Wertschöpfung

Das ORF-Format „Ein Ort am Wort“ war zu Gast in Kötschach-Mauthen, um die Stimmung zur Situation am Plöckenpass aufzufangen. Die Region habe mit einem großen Wertschöpfungsverlust zu kämpfen. Diskutiert wurde über mögliche zukünftige Lösungen, wobei sich anwesende Unternehmer für eine Tunnel-Verbindung aussprachen. Ein Lichtblick: An den Wochenenden ist die Verbindung nach Italien wieder einspurig befahrbar und ab März soll die Straße dann endgültig offen sein.

Großes Interesse bestand am „Stammtisch“ im oberen Gailtal. Foto: Krall

Die Gailtaler – vor allem die Unternehmer – sitzen nach einem Jahr Plöckenpass-Sperre auf Nadeln. Das zeigte das große Interesse am ORF-„Stammtisch“ im Erlenhof in Mauthen. Rede und Antwort standen Straßenbaureferent LH-Stv. Martin Gruber, Bgm. Josef Zoppoth auf der kärntner Seite sowie der friulanische Landtagspräsident Stefano Mazzolini und Landesrätin Cristina Amirante auf der italienischen Seite. „Niemand versteht, warum es so lange dauert“, lautete ein Eingangskommentar. Das Obere Gailtal leide wirtschaftlich unter der Plöckenpass-Sperre, die nun schon über ein Jahr dauert. Es gebe weniger Frequenz und weniger Investitionen im Tal, sagte der Obmann des Marketingvereins „So viel mehr“, Adolf Klauss.

Ruf nach finanzieller Unterstützung

Um den Wertschöpfungsverlust zu beziffern hat der Marketingverein eine Studie in Auftrag gegeben, berichtete Bgm. Josef Zoppoth. Die Kernaussage dieser Studie: Der Großteil der heimischen Betriebe sei betroffen. Für den Oberkärntner Raum schätzt man zwei Mio Euro an Wertschöpfungsverlust in diesem Jahr, Tirol treffe es mit 400.000 Euro und der Wertschöpfungsverlust für Gesamtösterreich wurde mit 3,1 Mio Euro beziffert. „Je länger die Sperre dauert, desto mehr werden sich die Zahlen ändern, weil sich auch das Reise- und Kaufverhalten nachhaltig ändern wird“, gab Zoppoth zu bedenken und richtete einen Apell um finanzielle Hilfe an die Verantwortlichen: „Als Geschäftsführer der Aquarena weiß ich jetzt schon, dass wir Hilfe brauchen werden, sonst müssen wir nach 50 Jahren zusperren“. Amirante kündigte zumindest eine einspurige Öffnung an Wochenenden an. Erst Ende März soll die Passstraße uneingeschränkt offen sein.

Tunnel oder kein Tunnel?

Lange wurde über die zukünftige Absicherung der Verbindung zu Italien gesprochen. Eine Alternativstrecke, eine Scheiteltunnel- und eine Basistunnelvariante wurden in einer bilateralen Arbeitsgruppe herausgearbeitet: Ein Basistunnel käme auf 1,1 Mrd Euro, ein Scheiteltunnel auf 0,53 Mrd und bei einer Umfahrung liege man bei 0,24 Mrd Euro, informierte Straßenbaureferent Martin Gruber. Der bekannte Geologe Dr. Hans-Peter Schönlaub erläuterte die Ursachen des Felssturzes und meinte, diese Gefahr werde auch in Zukunft weiter bestehen. Stefano Mazzolini vertrat die Interessen der italienischen Wirtschaft und sprach sich ebenfalls für eine Tunnellösung aus „man muss an die Zukunft denken“. In dieselbe Kerbe schlugen auch Bgm. Johann Windbichler und Adolf Klauss. Dazu kaum Stellung beziehen wollte Bgm. Josef Zoppoth: „Das wichtigste ist, dass die Straße so schnell, sicher und umfangreich wie möglich geöffnet werden kann.“ Eine gänzlich andre Ansicht vertrat Hannes Guggenberger, der diesen Pass seit 25 Jahren beruflich nutzt: „Der Pass ist für mich jedes Mal ein Erlebnis. Ich könnte mir niemals vorstellen, durch ein Loch nach Hause zu kommen“. Man müsse auch den touristischen Aspekt mitdenken. Für Zoppoth sei es eine Gratwanderung. Man müsse die Bevölkerung vor Transitverkehr schützen, andererseits lebt der Ort von der Durchzugsstrecke. „Ich sehe den Scheiteltunnel als gute und wichtige Lösung für die Zukunft. Wir brauchen ein langfristiges Ziel, um die Wirtschaft zu erhalten, sonst wird uns das Tal aussterben“, appellierte Jungunternehmerin Victoria Gailer zum Schluss an die Entscheidungsträger.