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06. Juni 2025

Jochen Meyer

Jochen Meyer (61) entdeckte seine Liebe zum Comiczeichnen bereits als Kind und blieb ihr mit kleinen Pausen bis heute treu. Sein Weg führte ihn zum Trickfilm, Computerspiel und in die Werbung. 2018 startete er in Spittal den Comictreff, dem ab 2019 das Spittaler Comicfestival im Parkschlössl folgte, und die Adventausstellung in den Schaufenstern der Stadt. Das Mitmach-Comicfestival in Spittal geht vom 16. bis 20. Juni heuer schon zum sechsten Mal über die Bühne. Jeder ist eingeladen, seine Comic-, Cartoon- und Manga-Kunst auszustellen, Workshops zu genießen und welche anzubieten. Der gläubige Künstler selbst macht Nachhaltigkeit zum Thema sowie Facetten der Weisheit und Aussagen der Bibel. Jochen Meyer lebt mit seiner Frau Anna in Trebesing am Altersberg, sie haben zwei Kinder.

Jochen (vorn stehend) und Anna Meyer (hinten stehend) beim Comicfestival 2024.

OVT: Herr Meyer, apropos Bibel: Was bedeutet Ihnen Ihr Glaube in der Kunst?

Jochen Meyer: Glaube ist der humose Boden all meiner Kunst. Ich zersetze die Schrecken und Abgründe des Menschen, der das Leben und die Welt meist verunstaltet und lasse daraus Auswege sprießen, die zum Guten inspirieren. Wie kommt das Licht in die Finsternis unserer Welt? Wenn ich mich mit dieser Frage beschäftige, weiß ich, dass ich meine Lebenszeit sinnvoll ausschöpfe. Das tut dem Gewissen gut und der Beziehung zu Gott.

Wie sehr sind Sie für die Kirche zeichnerisch aktiv und gibt es auch noch andere Schwerpunkte?

Meine Zeichnungen taugen gut für Jugend- und Teenystunden, für Traktate und sogar zur Illustration von Predigten. Sie veranschaulichen geistliche Themen und machen sie so begreifbarer und leichter zu verstehen. Und hier bin ich auch schon bei meinem zweiten Schwerpunkt: ich illustriere gerne Wege, die für unser Leben eine hilfreiche Bedeutung haben, z. B. natürliches und gesundes Leben, was klares Denken bedeutet, Coaching, Resilienz, Umgang mit Narzissmus und sogar nachhaltige Architektur und Umweltschutzthemen.

Mitte Juni organisieren Sie zum sechsten Mal das Austriatoon-Festival in Spittal.

Das Festival ist ein partizipatives Event und ein Gesamtkunstwerk, das über mehrere Tage entsteht. Anfänglich hängen ausgewählte Werke einiger begeisterter Zeichner im Parkschlössl, dann beginnt das Happening. Wer kommt, kann sich inspirieren lassen und eigene Werke vor Ort zeichnen oder von Daheim holen und mit in die Ausstellung hängen. Wir schaffen so gemeinsam ein Panoptikum des regional Relevanten, der Lebensansichten der Bevölkerung und ihrer Gäste. Was bewegt uns? Wie drücken wir uns aus? Ich freue mich auf die vielen Menschen, junge und alte, denen ich wieder das pointierte Zeichnen beibringen darf. Es ist jedes Mal ergreifend.

Was erwartet die Besucher, die mittlerweile aus ganz Österreich kommen?

Zuerst mal eine wunderschöne Oase der Ruhe und der interessanten und bewegenden Vielfalt. Und dann kann sich jeder die Fragen stellen: Gibt es Ideen, die mich begeistern und die ich umsetzen will? Welchen Abdruck möchte ich selbst hier hinterlassen? Wie kann ich meinen Beitrag zeichnerisch und textlich umsetzen? Und bei all diesen Fragen bekommt der Besucher Hilfe und Unterstützung. 

Wie würden Sie den Lesern „Austriatoon“ generell näherbringen?

Meine Frau und ich wollten unserem Anliegen einen Namen geben: „Cartoons zeichnen in Österreich“, also entstand der Verein Austriatoon. Wir fassen den Begriff jedoch sehr weit und meinen damit illustrierte Geschichten verfassen. Geschichte und Illustration sind beides Universen für sich, die aber parallel zusammenwirken und sich durchdringen. Man kann sie im Comic/Cartoon nicht entkoppeln. Um diese Kunst zu schaffen, braucht es sehr komplexe Denkvorgänge und eine klare Willensbildung: Was will ich mit welchen Mitteln in welchem Format mit welcher Aussage und Wirkung sagen? Ich helfe den Menschen, die zu uns zeichnen kommen, sei es beim Festival, in Schulen, bei Workshops, durchs einfache Denken, Zeichnen und Schreiben effektive Schritte in ihre Welt zu gehen. Und ja, wir sind ein kleines Festival und regional. Wir haben nicht den Anspruch, daraus ein kommerzielles Großevent zu machen. Mit diesem Format wollen wir Wegbereiter eines neuen Minimalismus sein, einer Art selbstbewusste Bescheidenheit. 

2021 veröffentlichten Sie ein eigenes Regionalcomic.

Tja: Ein österreichweit einmaliges Medium mit revolutionärem Ansatz. Eine Zeitung, die gratis aufliegt und keine Werbung beinhaltet, geschaffen von mehr als 50 Menschen, darunter Volksschulkinder, Behinderte, Hobbyzeichner und Künstler. Totale Gleichwertigkeit in einem Medium und Aufwertung von Außenseiterkunst.
Alle Beteiligten kommen aus dem Raum Spittal. Und zusätzlich entstand das Comic in der Coronazeit mit Ausgangssperren, Impf-, Test- und Maskenpflicht. Es sollte ein Mutmacher-Comic werden: Wir schaffen was, auch wenn die Umstände noch so widrig sind! Das „Schnitzelblatt“ hat ein Zeichen gesetzt. Beim Festival liegt es auf. Man kann sich auch mehrere Hefte mitnehmen und in seine Arztpraxis, Schule, Bibliothek, Wartezimmer oder Kanzlei legen oder in sein Geschäft und Amt. 

Comics und Cartoons faszinieren Sie seit Jugendtagen. Warum ist das so?

Man kann mit sehr wenig Mitteln und fast keinem Geld Welten erschaffen und merkt, wie diese auf andere wirken. Meine frühe Zeichenkunst – ich karikierte Mitschüler und Lehrer und schuf Witze – brachte mir bereits in den 1970ern viel Achtung ein und schließlich fand ich sogar meine Frau über die Zeichnerei. Selbst in der Geschäftswelt kann ich diese Kunst mit großem Erfolg einbringen. Denn es stimmt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und wenn dann noch etwas Humor dabei ist, öffnen sich auch die Herzen.

Welcher Wunsch schlummert noch in Ihnen? 

Mein größter Wunsch ist, dass ich noch etliche Jahre so weiter machen kann wie bisher, und dass ich vieles, was ich angefangen habe, weiterentwickeln kann. Und wenn ich jetzt mal richtig spinnen darf: Ein Museum bauen! Autark, energie- und ernährungsproduktiv, umweltverbessernd, organisch und lebendig mit Paradiesgarten im Stile der Permakultur. Ein Outsidermuseum für Outsiderdenker und -künstler.

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gerne final gefragt?

Sehr gut! Infos aus der Region und Berichte von interessanten Menschen, ihrem Anliegen und Schaffen. Manchen konnte ich bereits durch das Comicfestival kennenlernen.

 

 

Kurz gefragt:

Jochen Meyer 

(Trebesing)

Künstler, Illustrator und Comiczeichner   

Sternzeichen: Stier

Ich bin ...: achtsam und überlegt, denke in Bildern und Pointen

Lieblingsgetränk: Wasser und Kräutertee

Glücksbringer: Gebet