Jetzt gibt es auch Vorwürfe gegenüber dem SOS Kinderdorf in Osttirol zu Vorfällen aus den 1990er Jahren. Standortleiter Guido Fuß will vollständige Aufarbeitung.
 Seit Montag sind auch konkrete Vorwürfe gegen das SOS Kinderdorf in Nußdorf-Debant bekannt. Nach den Medienberichten und auch den damit verbundenen Aufrufen, haben sich zwei Frauen an die APA, die Austria Presseagentur gewandt. Sie sind in den 1990er Jahren im Kinderdorf Debant aufgewachsen und berichten ebenfalls von Gewalterfahrungen. U.a. durch den damaligen Dorfleiter, es habe Ohrfeigen und andere Bestrafungen mit körperlicher Gewalt gegeben, außerdem seien jüngere Mädchen von älteren Buben in den Hausgemeinschaften sexuell belästigt worden. Obwohl die Mädchen davon erzählt hätten, habe es keine Konsequenzen und auch keine Unterstützung von Erwachsenen gegeben.
Reformkommission arbeitet an Aufklärung
Solche und andere Vorwürfe wurden auch aus anderen Kinderdörfern in Österreich bekannt. Besonders schwerwiegend auch der Verdacht von sexuellem Missbrauch durch Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner und einen Großspender. Damit befasst sich nun eine eigene Reformkommission.
Situation für MitarbeiterInnen sehr belastend
Die lückenlose Aufarbeitung ist grundlegend für einen Neustart, sagt Guido Fuß. Er ist seit 13Jahren Standortleiter im SOS Kinderdorf Nußdorf-Debant. Dieses ist das zweitälteste in Österreich und feierte heuer das 70jährige Bestehen. Derzeit werden hier von rund 80 MitarbeiterInnen 55 Kinder und Jugendliche betreut, sowie etwa 30 Familien mobil begleitet.
Die aktuelle Situation ist für alle sehr belastend, sagt Fuß, und man müsse die Vorwürfe von damals von der gegenwärtigen Arbeit trennen. Es gibt regelmäßige Kontrollen und eine enge Zusammenarbeit mit Sozialbehörden und der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft.
Karin Stangl hat für Radio Osttirol mit dem Leiter des SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant, Guido Fuß gesprochen: